Was wie Zauberei* aussieht, wird durch das folgende Verfahren erreicht: Mit einem Computertomographen (CT-Scanner) wird mit Hilfe von Röntgenstrahlen eine Serie von aufeinander folgenden Schnittbildern der Mumie erzeugt. Die Serie wird in einem Rechner als 3D-Bildvolumen gespeichert.
Aus diesem Bildvolumen lassen sich nun perspektivische Ansichten der verborgenen Anatomie extrahieren, was am Beispiel des Mumienkopfes demonstriert wird. Er kann aus beliebigen Richtungen betrachtet werden, und die verschiedenen Komponenten wie z. B. die Hüllen können weggenommen oder hinzugefügt werden. Das Auswickeln einer Mumie gelingt daher zerstörungsfrei am Computerbildschirm. Da die CT-Bilder mit der Röntgentechnik gewonnen wurden, sind die ursprünglichen Farben natürlich verloren gegangen. Die Farben, die man auf dem Bildschirm sieht, sind künstlich. Zusätzlich wurde eine frontale Fotografie der Mumienmaske mittels Texturabbildung auf die äußere Oberfläche projiziert.
Dafür ist die Mumie aber “intelligent”: Mit den in Hamburg entwickelten Verfahren lässt sich Wissen über die Objekte so im Rechner speichern, dass man es im Kontext der am Bildschirm gezeigten Bilder abfragen kann. Beispielsweise kann ein Betrachter an eine Stelle des Bildes klicken, um Erklärungen zu dem ausgewählten Bereich zu bekommen. Diese Funktion ist allerdings nur in der Ausstellung und nicht im World Wide Web verfügbar.
Die beschriebenen Verfahren sind allerdings sowohl in der Entwicklung als auch in der Ausführung sehr aufwendig. Zehn Millionen Volumenelemente muss der Computer durchkämmen, um ein neues Bild zu erzeugen. Damit ein Benutzer nicht zu lange warten muss, ist ein sehr leistungsfähiger Rechner erforderlich (in diesem Fall eine DEC AlphaStation 64-bit UNIX Workstation). Das in der Ausstellung gezeigte Programm ist deshalb eine vereinfachte Version, bei der vorher berechnete Bildsequenzen vom Betrachter abgerufen werden können. Diese Version wurde auch für die VOXEL-MAN 3D-Navigator interaktiven Atlanten der Anatomie und Radiologie verwendet.
Die computertomographischen Aufnahmen wurden freundlicherweise von der Radiologischen Klinik im Universitäts-Krankenhaus Eppendorf (UKE) erstellt.
*Nun ja, vielleicht nicht heute, aber sicherlich in 1997, als dieser Text geschrieben wurde!
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