Die Analyse der Skelettmerkmale fossiler Hominidenreste ist ein klassischer Ansatz zum Verständnis des Verlaufs der menschlichen Evolution. Da mehr dieser seltenen Funde als CT-Datensätze verfügbar werden, können erweiterte Studien mit virtuellen Präparaten durchgeführt werden.
Mit dem Segmentierungs- und Visualisierungssystem VOXEL-MAN ist es möglich, eine 3D-Rekonstruktion beispielsweise eines fossilen Schädels zu erstellen, die Sedimentmatrix virtuell zu entfernen, den Schädel zerstörungsfrei aufzuschneiden und so seine verborgene Morphologie freizulegen. Fehlende Teile können durch Spiegelung der intakten Hälfte ergänzt werden. Zusätzlich zur visuellen Inspektion können verschiedene Messungen vorgenommen werden.
Der Schädel KNM-ES 11693 aus Eliye Springs, Kenia (oben rechts), ist besonders interessant, da er sowohl archaische als auch moderne Merkmale aufweist. Sein Alter wird auf etwa 300.000 Jahre geschätzt. Eine virtuelle Studie untersucht und vergleicht erstmalig seine endokraniellen Merkmale [1]. Eine Auswahl früher moderner Schädel aus den Mumba- und Strauss-Höhlen in Tansania (links) dient als Referenz.
Eine ganz anders geartete Studie vergleicht die Zähne moderner Menschen und anderer Hominiden [2]. Sie untersucht die grundlegende Frage, ob die Anzahl der Zahnwurzeln eine Anpassung an die Ernährungsspezialisierung darstellt oder eher genetischen Polymorphismus widerspiegelt.
Referenzen
- Günter Bräuer, Christoph Groden, Flora Gröning, Angelika Kroll, Kornelius Kupczik, Emma Mbua, Andreas Pommert, Thomas Schiemann: Virtual study of the endocranial morphology of the matrix-filled cranium from Eliye Springs, Kenya. Anatomical Record A 276 (2), 2004, 113-133.
- Kornelius Kupczik, Fred Spoor, Andreas Pommert, M. Christopher Dean: Premolar root number variation in hominoids: genetic polymorphism vs. functional significance. In Elzbieta Zadzinska (ed.): Current Trends in Dental Morphology Research. University of Lodz Press, Lodz, 2005, 257-268.
Zurück zur VOXEL-MAN Galerie